Foto: Soenke Rahn / wikimedia.org

Flensburger Himmelstritt

25.09.2015   Teilen auf  Facebook Twitter Google+

Wir lieben ja ortsspezifische Eigenheiten, Rituale und Innovationen! Überall, wo Menschen zusammenkommen, kann Ungewöhnliches entstehen.

Ist das ein Vogelschwarm, der die Norderstraße da besetzt hält? Nein, zu statisch. Straßenschmuck? Nein… zu asymmetrisch.

Wer sich der Straße in Flensburg nähert, macht alsbald eine viel ungewöhnlichere Entdeckung: Das sind hunderte von Schuhen, die da an ihren Schnürsenkeln von Drahtseilen baumeln. Einfach so, quer über der Straße, Seil für Seil.

Seit gut zehn Jahren werden in Flensburg ausgediente Treter in die Luft geschleudert. Der Anblick hat der Stadt im äußersten Winkel der Republik schon Erwähnungen in internationalen Reisemagazinen eingebracht, doch erzwungen war der Hype darum nie. Wie man sich erzählt, fing alles im Jahr 2005 an. Der Schuhkauf beim ortsansässigen Skaterladen animierte den ein oder anderen Kunden zum lässigen Schuh-Wegwurf beziehungsweise -Hochwurf.

Die Frage “Ist das Kunst oder kann das weg” blieb rhetorisch bei einer Fallhöhe von über vier Metern und so reihte sich bald ein Schuhpaar an das nächste.

Foto: katiebordner / wikimedia.org

Flensburg mag Hochburg sein in Sachen Shoefiti - erfunden wurde es hier aber nicht. Über die Herkunft des Rituals gibt es die wildesten Geschichten, von charmant bis traurig reicht die Palette. In Schottland soll es unter jungen Männern schon lange Brauch sein, die Eltern (Nachbarschaft? Clique?) mit einem lässigen Schuhwurf über den Verlust der Jungfräulichkeit zu informieren. Auch andernorts steht Shoefiti, oder Shoe Tossing, wie es ebenfalls genannt wird, für das Ende einer Ära: Australische Schüler zelebrieren damit ihren Schulabschluss, in den USA symbolisiert man damit manchmal das Ende des Militärdienstes.

Baumelnde Schuhe können aber ebenso ein eher düsteres Signal sein: In New York oder L.A. wurden sie zumindest früher in kriminellen Vorstädten zur Reviermarkierung eingesetzt.

Die schiere Schuhmasse in Flensburg macht jede Interpretationsmöglichkeit obsolet. Hier regiert: die pure Freude am beherzten Schuhwurf - uns gefällt’s!

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